Part 2/5 Norwegen

Lesedauer: 10 Minuten

29.04.2022: Heute haben wir ausgeschlafen und noch länger im Bett gelegen. Es hatte zwischendurch immer mal wieder geregnet, daher habe ich z.B. an einem der Blogbeiträge geschrieben. Den Rest des Tages war es teils bewölkt und teils sonnig. Zum Frühstück gab es dann wieder Knäckebrot mit dänischer Marmelade (Den Gamle Fabrik). Der ein oder andere kennt sie. Gegen 12:00 Uhr hatten wir wieder alle unsere Sachen zusammen und sind zum nächsten Wasserfall, dem Vøringfossen, gefahren. So langsam hat jeder so seine Aufgaben und allmählich kommen wir in Routine. Zum Wasserfall waren es rund 20 Minuten und es ging wieder auf den Berg hinauf.

Der Schnee wurde immer mehr. Teilweise war er 1-1,5m hoch. Oberhalb des Wasserfalls gibt es die ein oder andere Aussichtsplattform mit Geländer und ein Hotel, sowie Ferienhäuser. Da hier oben noch Winter ist, waren ein paar Wege nicht geräumt und das Betreten der Aussichtsplattform ist auf eigene Gefahr. Wir haben es gewagt und waren nicht die einzigen. Der Blick von oben auf den Wasserfall und das hunderte Meter tiefer liegende Tal war wieder mal unbeschreiblich. Was für Wassermassen da in die Tiefe stürzen. Trotz des Geländers an den Aussichtplattformen hatte ich ein bisschen Schiss mich darüber zu beugen um nach unten zu gucken 😄

Um weiter auf unserer Route zu fahren, mussten wir den gleichen Weg wieder zurück. Es gibt einige Häuser in Norwegen deren Dächer mit Moos bewachsen sind. Mit dem schwedischen/norwegischen Stil der Häuser sieht das schon ziemlich urig aus, es passt einfach. Als wir durch die Ortschaft gefahren sind, wo wir ursprünglich campen wollten und keiner da war, waren wir froh dass wir nicht dort genächtigt haben. Es hatte das Kreuzfahrtschiff AIDA angelegt. Der Himmel war heute bewölkt mit einzelnen Lücken wo man ein bisschen blau sehen konnte. Wenn die Wolken so tief hängen wie heute, dann sehen die Berge aus als wären die Gipfel abgeschnitten.😄 Eine weitere Sache die wir spannend finden; Die Norweger, die mit ihren Wohnwagen dauerhaft auf dem Campingplatz stehen, haben kein Vorzelt sondern ein kleines Häuschen ähnlich einer Gartenlaube. Vermutlich bei dem Wetter eine bessere Idee als ein Vorzelt.😉

Auf dem Weg nach Voss durchquerten wir wieder einen 7,7km langen Tunnel, der auch noch einen Kreisverkehr hatte. In Voss angekommen, haben wir uns ein Ticket für die Gondel besorgt und sind auf den Gipfel gefahren. Hier lag noch sehr viel Schnee und die Skisaison war vermutlich erst vor kurzem beendet worden. Das besondere an diesem Gipfel ist eine Schaukel mit der man in Richtung des Tals schaukeln kann. Insgesamt haben wir nur wenige Menschen gesehen. Im Restaurant haben wir uns noch kurz einen kleinen Burger mit Pommes und etwas zu trinken bestellt, bevor um 17:00 Uhr die letzte Gondel fährt. Wir hatten sowohl bei Auf- als auch bei der Abfahrt die Gondel für uns alleine. Wieder am Auto sind wir kurz einkaufen gewesen und anschließend zum Flugplatz gefahren. Wir haben die Hoffnung morgen ggf. einen kurzen Segelflug zu machen. Neben dem kleinen Segelflugverein ist hier ein Skydivingverein ansässig, die auch ziemlich aktiv waren. Hans, einer der Segelflieger hat uns netterweise aufgeschlossen und uns alles gezeigt. David wurde von den Segelfliegern liebevoll „famous german pilot“ genannt.😄

Wir haben uns ein schönes Plätzchen in der Nähe der Start- und Landebahn ausgesucht und das Zelt aufgeschlagen. Ich habe mich daran gemacht und ein paar Fotos bearbeitet. In der Zwischenzeit hat David zu den Skydivern geschaut und sich mit der ein oder anderen Person unterhalten. Bei den Skydivern werden jährlich knapp 40.000 Sprünge gemacht und gehört somit zu einem der größten Vereine. Nebenan gibt es eine Lokalität, wo man den Tag verbringen kann. Hier wurde heute Abend Pizza im Steinofen gemacht. Das konnten wir uns nicht nehmen lassen und haben uns jeder eine Pizza geordert. Der Teig ähnelte eher dem von einem Flammkuchen. Die Pizza wurde von zwei ziemlich coolen, entspannten und irgendwie auch hipster wirkenden Typen gemacht. Beide ebenfalls Skydiver. Nachdem wir unsere Pizzen gegessen hatten, sind wir mit den Beiden ins Gespräch gekommen. Makumba aus Südafrika, hellhäutig mit Rastalocken, geschätzt in den 40ern und tiefsitzender Hose und einer zu großen Jacke, ähnlich wie es amerikanische Rapper tragen. Und Boris aus Griechenland seit 2019 in Norwegen, geschätzt in den 30ern, mit Oberlippenbart ähnlich dem von Horst Lichter. Die beiden sind für 4 Monate in Norwegen bzw. Voss zum Skydiven. Wir sind etwas länger wach geblieben weil ich versuchen wollte, die Milchstraße zu fotografieren. Leider zog der Himmel im Laufe des Abends bzw. der Nacht immer weiter zu, sodass es nicht möglich war die Milchstraße zu sehen. Vielleicht habe ich ja morgen Glück.

30.04.2022: Heute hat der Wecker um 7 Uhr geklingelt. In der Nacht hatte es -2 Grad, war für uns aber kein Problem. Morgens hatten wir komische Geräusche am Zelt gehört, die dann aber wieder weg waren. Erst war David Duschen und ich bin noch im Zelt geblieben, weil es nur eine Dusche gab. Während ich im Zelt wartete (das eine Dachfenster war geöffnet) lief plötzlich ein kleiner Vogel über das Zelt und machte an der Seite fast einen Abgang.😄 Als ich duschen war hat David Englisches Frühstück mit Ei, Roten Bohnen und Gebratenem Schinken statt Bacon gemacht. Es fehlte nur das Würstchen und statt des Brötchen ein Toast. Leider war es nicht möglich einen Segelflug zu machen, da lediglich zwei Flugschüler am Platz waren und die Schleppmaschine gegroundet war. Also haben wir zusammengepackt und sind gegen 12 Uhr früher von dannen gezogen als geplant.

Keine 30 Minuten weiter lag der nächste Wasserfall den wir uns angucken wollten, der Tvindefossen. Auch hier war nicht viel los. Daher konnte ich mich wieder dem Fotos machen widmen und David hat versucht jemanden beim nächsten Campingplatz zu erreichen. Der Platz den wir uns rausgesucht hatten, war leider noch geschlossen (öffnet erst Ende Juni) und eigentlich wollten wir von dort aus eine Wanderung zum Gletscher machen. Auch die Wanderung wäre aufgrund des Winters nicht möglich gewesen. David hat sich wieder der App „park4night“ bedient und eine Alternative herausgesucht, die wir auch anfahren konnten. Einziger Knackpunkt, das Ziel lag 1,5 Stunden weiter als geplant. Zeitlich sollte es aber trotzdem passen.

Auf der Strecke von rund 250km und 4,5 Stunden sind wir wieder mal ins Staunen gekommen. Über eine Bergstraße mitten durch ein weiteres Skigebiet, in dem teilweise über 2 Meter hoch Schnee lag; die Temperatur lag bei 2,5 Grad. Wieder durchs Tal mit blühenden Obstbäumen und 14,5 Grad Außentemperatur. Bei der Durchfahrt eines der vielen Ortschaften, habe ich ein Haus mit Klettergriffen an der Hauswand gesehen. Eine Fährtfahrt und ein Tunnel auf den letzten Kilometern der einspurig und wie ein schwarzes Loch daherkam. Der Tunnel war prinzipiell nicht lang, war aber kurvig, sodass man nicht sehen konnte ob einem etwas entgegen kommt. Und er war so dunkel, dass David Fernlicht anschalten musste.😄 An einem der Seen an denen wir vorbeigefahren sind, habe ich einen Kiwi gesehen. Zumindest sah das Tier so aus. In der nachträglichen Recherche kommt der Kiwi eigentlich nur in Neuseeland vor.🤔

Am Campingplatz, der in unmittelbarer Nähe zu zwei Gletschern liegt, haben wir unser Dachzelt aufgeschlagen. Dieses Mal haben wir sogar die Markise angebaut, einfach weil wir es können. Die Markise hatten wir vorher noch nicht ausprobiert weil wir nicht die Gelegenheit hatten. Das Ding ist ganz schön groß.😄 Eine der Picknick Bänke haben wir uns darunter gestellt. Wir haben Nudeln mit mediterraner Tomatensauce und Schrimps zum Abendessen gemacht. Zum Abschluss des Tages ging es noch in die Sauna. Dafür hatten wir 2 Stunden Zeit. Das hat schön durchgewärmt, auch wenn es durch das spätere draußen sitzen wieder hinfällig war. So wie es derzeit aussieht haben wir gute Chancen heute Nacht die Milchstraße zu fotografieren.

01.05.2022: Um Mitternacht waren wir so müde, dass wir uns für 1 Uhr nachts einen Wecker für das Fotografieren der Milchstraße gestellt hatten. Tja, was soll ich sagen. Ich bin irgendwann wach geworden, habe auf die Uhr geschaut und es war 6 Uhr.🤦‍♀️ Ich habe den Wecker absolut nicht mitbekommen und somit die perfekte Chance, im wahrsten Sinne des Wortes, verpennt, in Norwegen die Milchstraße zu fotografieren. Die Wettervorhersage für die nächsten Nächte sieht nicht so gut aus und dann wird auch bald wieder der Mond scheinen und das Licht der Milchstraße überstrahlen. Das hat mich heute morgen recht traurig gemacht, ich versuche dem aber trotzdem etwas positives abzugewinnen. Laut der Wetteraufzeichnung der App „windy“ hatten wir vergangene Nacht wohl -9 Grad, was ich persönlich nicht so ganz glauben kann. Ich glaube das hätte sich anders angefühlt.🥶😄 Um das Foto für die Milchstraße zu planen, habe ich die App „PhotoPills“ genutzt.

Zum Frühstück gab es wieder Knäckebrot mit Marmelade. Anschließend habe ich einen Tee (Winterzeit) und David eine Tomaten-Tassensuppe getrunken, weil es noch etwas frisch morgens war. (Winterzeit küsste Tomatensuppe 😄) Dann haben wir unsere Rucksäcke gepackt, um uns als nächstes auf den Weg zum nahegelegenen Gletscher zu machen. Die Wanderung war im Vergleich zu den vorherigen recht entspannt und nicht sonderlich anspruchsvoll. Die Strecke war 3,2km lang. Die ca. 230 Höhenmeter sollten in 45 Minuten zu schaffen sein, wenn man nicht ständig Fotopausen einlegt. Es gab teilweise sogar DIN Stufen.😆 Die ganzen Steine, rechts und links vom Weg, die mit Moss gewachsen sind, erinnern an einen Fabelwald oder ähnliches. Der Gletscher ist ein ziemlicher Touristenmagnet, daher gibt es hier ein Hotel, ein Souvenierladen mit Café, einen Campingplatz und kleine „Trolle“ (etwas größere Golfcaddys mit Platz für 7 Personen), welche die Touristen(massen im Sommer) zum Gletscher fahren. Wir haben jedoch den Wanderweg bevorzugt. So viele andere Menschen wie an dem Gletscher haben wir bisher an keiner anderen Sehenswürdigkeit gesehen.

Am Gletscher angekommen, waren wir ein bisschen enttäuscht. Irgendwie hatten wir erwartet dichter an den Gletscher zu kommen, da es auf vielen Bildern so aussah, doch leider ist schon so viel vom Gletscher geschmolzen, dass der Gletscher von weiter weg mehr hermacht als direkt davor zu stehen…das lässt einen schon ziemlich nachdenklich werden. (Der Gletscher ging, vermutlich bis vor wenigen Jahrzehnten, noch bis zu dem See an dem wir waren. Zumindest hat uns das eine Infotafel gezeigt.) Der Anblick des Gletschers mit der hellblauen Farbe und andererseits der Eismasse ist ziemlich faszinierend. Es erinnerte mich ein wenig an die Eismauer aus der Serie „Game of Thrones“. Das Wasser, was vom schmelzenden Gletscher ins Tal lief, war so klar und hatte so eine schöne türkise Farbe.😍 Im Flussbett gab es vereinzelt Steine, die ganz „rund gelutscht“ sind von dem Gletscherwasser. Mit Blick auf den kleinen See und den Gletscher haben wir Mittag gegessen. David hatte die Idee Bockwürste in der Thermoskanne mit heißen Wasser mitzunehmen. Dazu gab es HotDog-Brötchen. Das ist gar keine so schlechte Idee für eine warme Malzeit wenn man unterwegs ist und keine Möglichkeit hat etwas warm zu machen.😉 Während wir unsere Pause gemacht haben, hat man ab und zu ein Knacken bzw. Grollen gehört, was von den Gesteinswänden widerhallte. Wir sind uns nicht ganze sicher, ob es herunterfallende Steine sind oder das brechende Eis vom Gletscher. Risse konnte man auf jeden Fall in dem Eis erkennen.

Auf dem Rückweg vom Gletscher kamen uns 7 Trolle mit Touristen entgegen. Wie sich herausstellen sollte, war ein Reisebus angekommen, vielleicht Leute vom Kreuzschiff 🤔 Wir haben kurz durch den Souvenirshop geschaut und uns im Café eine Waffel mit Sour Cream und Marmelade sowie einen Kaffee und einen Apfelsaft aus der Region gegönnt. Mittlerweile war es 16 Uhr. Da wir gestern so viel gefahren sind und Strecke gut gemacht haben, haben wir umgeplant und bleiben wir eine weitere Nacht hier. Am Zelt angekommen, wurden natürlich wieder Fotos gesichert und ein paar Fotos bearbeitet. Unsere Laptops haben ein bisschen mit der Kälte zu kämpfen und schalten sich entweder aus oder gar nicht erst an, um den Akku zu schonen. Daher müssen wir meistens mit Netzteil arbeiten. Einziger Vorteil der Kälte, wenn ich Fotos bearbeite wird der Laptop noch nicht mal warm genug, als dass die Lüfter anspringen.😳😄 Heute Nacht soll es Böen bis 45km/h geben, mal gucken wie sehr das Zelt wackeln wird. Morgen geht es früh aus den Feder, da es ab 4 Uhr leicht anfangen soll zu regnen und den Tag über nicht weniger werden soll.

Viele Grüße aus Norwegen,
Lisa und David

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