Part 3/5 Norwegen
02.05.2022: Heute hat der Wecker früh um 06:00 Uhr geklingelt, damit wir noch im halbwegs trockenen das Zelt zusammenpacken konnten. Ich hab die Nacht nicht so gut geschlafen, mir war extrem warm (es hatte heute morgen 7 Grad) und gefühlt haben die Böen das Zelt auseinander genommen. David hat dagegen sehr gut geschlafen. Das schlimmste morgens ist eigentlich nur das Aufsetzen der eiskalten Brille die dann auch direkt beschlägt. Nachdem alles eingepackt war, haben wir uns Müsli fertig gemacht, im Picknick-Raum gegessen und sind im 07:00 Uhr losgefahren. Dieses Mal haben wir alles in Rekordzeit fertig bekommen.
Kaum zu glauben, dass wir seit 1 Woche in Norwegen unterwegs sind, es fühlt sich irgendwie schon deutlich länger an. Wir haben auf jeden Fall festgestellt, dass wir uns genau die richtige Zeit für den Road-Trip ausgesucht haben. Der Winter ist größtenteils durch und die Hauptsaison mit Unmengen an Touristen hat noch nicht begonnen. Manchmal ist es zwar schwieriger einen geöffneten Campingplatz zu finden, andererseits wird man im Sommer vermutlich Probleme haben überhaupt einen Stellplatz zu bekommen.
Mittlerweile hatte es angefangen zu tröpfeln und teilweise auch zu regnen, Schnee blieb uns bisher erspart. Das Schauspiel mit den an den Bergen hängenbleibenden Wolken, die mal höher mal tiefer sind, ist wieder etwas besonderes was man von zu Hause halt nicht so kennt. Und wenn der Übergang zwischen Berg und den darüberliegenden Wolken nicht zu erkennen ist, weil die Wolken so hell weiß sind wir der Schnee auf den Berggipfeln. Die Temperaturanzeige des Autos sank während unserer fahrt auf 4 Grad. 1-2 Sehenswürdigkeiten mussten wir heute aufgrund des Wetter leider ausfallen lassen. Aber Norwegen hat ja so viel zu bieten, dass es auf die Sachen dann auch nicht unbedingt ankommt. Dafür sind wir wieder schneller voran gekommen als geplant; hat auch was.😉 Zwischendurch snacken wir immer mal wieder etwas im Auto. Heute gab es Sandwich-Knäckebrot; gekauft in Norwegen, hergestellt in Celle. Da fühlt man sich fast wie zu Hause.😄
Wir haben mit der Fähre zum Geirangerfjord übergesetzt. Einer der bekanntesten Fjorde Norwegens. Die Fährefahrt dauert ca. 1 Stunde und man bekommt ein bisschen was, zu dem was man sieht, erzählt. Der Geirangerfjord ist bis zu 200m tief. Einige der Wasserfälle werden „die 7 Schwestern“ genannt, die etwas 250m hoch gehen. Die Wassermenge der Wasserfälle hängt mit der Schneemasse auf dem Berg zusammen. Auf den Bergen gibt es viele verlassene Bauernhöfe zu denen es auch ein paar Storys gab. Zum Beispiel wurden die kleinen Kinder angebunden, damit sie nicht den Berghang herunterfallen. Der eine Hof hatte viele Leitern damit alle Bereich erreicht werden konnten. Das war ein Vorteil wenn der Steuereintreiber vorbeikam. Dann wurden die Leitern einfach weggenommen und der Steuereintreiber musste mit leeren Händen wieder gehen. Während der Fährfahrt hat der Regen aufgehört und die Sonne ließ sich zwischendurch blicken. Später sollten wir jedoch noch mal durch ordentlich regen fahren.
Nachdem wir von der Fähre gefahren sind, haben wir Aussichtspunkte angefahren, um den Geirangerfjord von oben zu bestaunen. Ursprünglich wollten wir eine Serpentinen-Straße zwischen den Bergen entlang fahren. Diese war jedoch aufgrund des Winters gesperrt. Witzigerweise kam uns ein Auto der Straßenmeisterei entgegen, welches die am Straßenrand stehenden Stäbe für die Räumfahrzeuge eingesammelt hat. Also damit müssten sie ja das Ende des Winters eingeläutet haben.😄 Die Straße war trotzdem gesperrt. Vielleicht liegt es an den ganzen Schneelawinen die momentan von den Bergen rollen. Eine haben wir tatsächlich auch selber aus der Ferne gesehen, bei den anderen nur das Bild danach. An einem Parkplatz wo wir angehalten hatten, lief plötzlich wieder ein Vogel übers Auto, flog auf den Seitenspiegel und dann vor der Windschutzscheibe, es war eine Bachstelze. Der Blick auf den Geirangerfjord ist auf jeden Fall atemberaubend. Und wieder einmal waren wir fast alleine da. Anschließend ging es zur nächsten Fähre und eine weitere Stunde bis zu unserem nächsten Stellplatz. Auf dem Weg hatten wir immer wieder ein Wechsel aus Sonne und Regen, manchmal auch Schneeregen. Teilweise war die Regenwand so dicht, dass man die Berge dahinter nicht mehr sehen konnte. Wir wollten fürs Wildcampen einen Platz am Meer/Fjord finden. Nach einer etwas längeren Suche, haben wir ein schönes Plätzchen gefunden. Außer dem Abendessen haben wir aufgrund des Regens nicht viel Zeit außerhalb des Zeltes verbracht. So wie es aussieht soll es morgen nicht mehr so viel regnen. Aber auf das Regenradar ist hier nicht so 100%ig Verlass wie wir heute wieder feststellen mussten. Wetter wird halt vor Ort gemacht.🤷♀️😉
03.05.2022: Heute sind wir um 08:00 Uhr aufgestanden. Es war wieder kälter als am Vortag. Insgesamt ist das Wetter unbeständiger und kälter geworden. Beim ersten Blick aus dem Zelt sah das Wetter ok aus, die Wolken hingen nicht mehr ganz so tief. Doch nach ein paar Minuten kam eine Schneefront auf uns zu. Da wir mittlerweile so gut eingespielt sind, haben wir es zeitig perfekt geschafft alles einzupacken um anschließend unser Knäckebrot im Autos zu frühstücken. Und schon hat es angefangen zu schneien und ein bisschen zu Hageln. Das Auto zeigte 2 Grad an. Wir fuhren los und kurzweilig ging es durch stärkeren Schneefall bzw. Hagel. Rings um uns war nur noch weiß und keine Berge zu sehen. Ursprünglich wollten wir in Åndalsnes mit der Gondel auf den Berg fahren, leider hat die heute geschlossen. Aufgrund des Wetter wäre auch die Frage gewesen wie sinnvoll das ist. Wir könnten auch hoch wandern, aber 700m in die Höhe sind für uns dann doch etwas zu viel.
Mittlerweile haben wir die Hälfte der Strecke, rund 1000km hinter uns gebracht. Auf unserem Weg sind wir zunächst eine Brücke über den Fjord bzw. das Meer gefahren um nach Molde zu kommen. Die erste größere Ortschaft seit unserer Anreise in Stavanger. Hier leiten das erste mal auch wieder Ampeln den Straßenverkehr, was mittlerweile ganz schön ungewohnt ist.😄 In Molde haben wir uns das schöne Restaurant „Rød“ ausgesucht und dort Fish&Chips mit Café Latte und Schokomilchshake zum Mittag gegönnt. Anschließend ging es noch kurz zum Hafen um ein Bild von dem Bergpanorama zu machen, was sich uns dar bot. Das Wetter wurde allmählich stabiler und es hat zumindest nicht mehr wie aus Eimer geschüttet.
Auf dem weiteren Weg sind wir das erst mal durch einen Tunnel gefahren der unter dem Fjord/Meer lang führte. Nun sollte eine kleine Ferienanlage mit Stellplatz unser Ziel sein. Diese hatten wir uns ausgesucht weil es einen kleinen Spar Bereich mit Sauna und Duschen geben sollte. Als wir ankamen und den Stellplatz bezahlt hatten, teilte uns der Mitarbeiter mit, dass Sauna und Duschen wegen Renovierungsarbeiten geschlossen sind, weshalb wir auch einen günstigeren Preis bezahlt hätten. Das war irgendwie ziemlich ernüchternd. Die Location war jedoch ziemlich schön weshalb wir dort geblieben sind. Somit habe ich bestimmt 3 Stunden lang an dem Abend Fotos gemacht. Endlich auch mal zum Sonnenuntergang bzw. der goldenen Stunde, die uns in den Bergen nicht so ganz gegönnt war. Während ich Fotos gemacht habe, war witzigerweise auch immer ein Vogel in meiner „Nähe“, den ich bisher noch nicht gesehen hatte. Roter langer Schnabel, rote Beine und ein weiß-schwarzes Gefieder. Er war irgendwie niedlich. Direkt in der Nähe war er nicht, aber ich konnte ihn immer aus ein paar Metern Entfernung sehen. Die nachträgliche Recherche hat ergeben dass es ein Austernfischer war.
04.05.2022: Heute ging es um 09:00 Uhr aus dem Bett. Kurz frisch machen, zusammenpacken und 5 Minuten weiter zu einem Parkplatz. Bevor wir zu einer kleinen Wanderung von insgesamt 5,3 km mit vernachlässigbarer Steigung zu einem kleinen Leuchtturm aufgebrochen sind, haben wir wieder im Auto unser Knäckebrot gefrühstückt. Ein Stück bei Ebbe am Strand entlang und dann ein paar Felsen und Hügel ähnlich wie in Dänemark überwunden. Kurzzeitig hatte ich echt vergessen dass wir in Norwegen sind.😄 An dem Leuchtturm angekommen haben uns Infotafeln mitgeteilt, dass vor uns das gefährlichste Fahrwasser entlang der norwegischen Küste liegt. Einige Schiffwracks sollen hier am Meeresgrund liegen, weil die Küstenlinie ungeschützt ist und das Fahrwasser unübersichtlich und oft wenig tief. Die Wettervorhersage zeigte eigentlich leichten Regen an, bisher hatten wir aber Glück und es blieb trocken.
Danach ging es für uns weiter. Dabei führte unser Weg über die Atlantikstraße. Besonders aus der Vogelperspektive ist die Straßenlinie durch das Meer sehr schön anzusehen. Daher kam hier die Drohne eher zum Einsatz als die Kamera. Natürlich wird vorher immer geprüft, ob der Drohnenflug erlaubt ist. An den Parkplätzen an der Straße standen bis zu 3 Reisebusse und weitere Autos, die sich die Sehenswürdigkeiten anschauen wollten. Danach sind wir weiter über Kristiansund nach Kvisvika gefahren. Die Straßen sind nicht mehr so krass wie vergangene Woche, da wir uns in der Nähe vom Meer befinden. Die Berge mit ihren ihren weißen Spitzen sind jedoch immer im Hintergrund zu sehen. Ein schöner Anblick. Heute hatten wir schon wieder 2 Tunnel die uns von einer Insel zur nächsten geführt haben. Eine Steigung bzw. ein Gefälle von 9% und eine Länge von ca. 6 km. Am Campingplatz angekommen, haben wir uns wieder ein schönes Plätzchen direkt am Meer gesucht. 2 Meter um das Auto herum haben wir erst mal den Boden vom Kot der ganzen Möwen befreit um nicht in irgendeine der Tretminen zu laufen und das ganze dann im Zelt oder Auto zu haben.😄 Der Platz steht sonst ziemlich voll mit Wohnwagen inkl. besagter Hütten davor. Wir lassen den Abend entspannt mit einem Bierchen, ein bisschen Bilder bearbeiten und leckerem Essen ausklingen. Wir haben hier gerade einem Pärchen aus Schweden mit Strom auf dem Campingplatz ausgeholfen, weil sie keinen Adapter haben. Daraufhin haben sie sich mit Regenbogenforelle bei uns bedankt. Er hat erzählt, dass der Pastor aus deren Ort den Fisch geangelt hat und er hat ihn geräuchert. Er ist sooo lecker!🤤 Wir essen ihn jetzt pur vor unserem eigentlichen Abendessen. Zwischendurch kam noch mal ein bisschen Regen vorbei. Morgen soll es etwas windiger, mit Böen bis 40 km/h geben. Ach so, fast vergessen. Eine der Möwen hat sich hier im Schotter des Parkplatzes ein Nest gebaut und 2 Eier gelegt…eines der Eier ist bereits kaputt und das andere wird auch nicht mehr bebrütet.
Viele Grüße aus Norwegen,
Lisa und David
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